11.06.2021

Von Anfang an gesund arbeiten

In einer Zahnarztpraxis dreht sich alles um die bestmögliche Behandlung der Patient*innen. Sie sollen sich wohlfühlen und bei der Behandlung so bequem wie möglich sitzen. Nicht außer Acht gelassen werden sollte jedoch auch die eigene Behandlungsposition. Denn in dieser verharre man oft viele Stunden am Tag, und das über Jahre hinweg, sagt Andrea Elsner, Praxisplanerin bei NWD in Münster.

Es lohnt sich, sich so früh wie möglich mit dem Thema Ergonomie zu beschäftigen. Auch wenn es als Existenzgründer*in noch nicht notwendig erscheint: Eine Zahnarztpraxis von Anfang an ergonomisch zu planen und einzurichten beugt späteren gesundheitlichen Beschwerden vor und trägt zu mehr Wohlbefinden bei der Arbeit bei.

Gesundheitlichen Problemen vorbeugen

Ergonomie leitet sich von den griechischen Begriffen érgon (Arbeit) und nómos (Gesetz) ab. Sie beschreibt die Ausrichtung der Arbeitsbedingungen auf den Menschen. Es geht also darum, die Arbeitsbedingungen an die persönlichen Bedürfnisse und Leistungsfähigkeiten anzupassen und nicht die Arbeitsweise an den Arbeitsplatz.

Das Thema Ergonomie nimmt bei der Planung einer Zahnarztpraxis einen hohen Stellenwert ein. „Die Bedürfnisse in Sachen Ergonomie sind je nach Fachrichtung unterschiedlich. Es hat einen großen Einfluss auf die Raumsituation, ob es sich um eine kieferorthopädische Praxis, eine Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder eine allgemein ausgerichtete Zahnarztpraxis handelt“, schildert Andrea Elsner.

Eine ergonomische Behandlungsposition beugt gesundheitlichen Beschwerden vor.

Eine ergonomische Behandlungsposition beugt gesundheitlichen Beschwerden vor.

Individuelle Lösungen finden

Um ein Behandlungszimmer mit der perfekt auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Einrichtung auszustatten, ist es wichtig, die Arbeitsweise einer Zahnärztin oder eines Zahnarztes zu kennen. Arbeitet der oder die Behandelnde eher in der 12-Uhr- oder in der 9-Uhr-Position und wird durch eine Assistenz unterstützt? Denn genau diese Position entscheidet darüber, wie die passende Behandlungseinheit, der eigene Stuhl und weitere Geräte konzipiert sind.

Ist die Entscheidung für die passende Einrichtung getroffen, geht es darum, wie Behandlungseinheit und Behandlungszeile im Raum positioniert werden. „Ein häufiger Wunsch ist, dass die Patient*innen aus dem Fenster schauen können. Allerdings sollte man sich dann auch immer fragen, wie lange Patient*innen später wirklich aus dem Fenster schauen. Ein weiterer Punkt, den man hier im Hinterkopf haben sollte, ist, dass bei einer solchen Anordnung – links die Behandlungszeile, in Achse dazu die Behandlungseinheit – bei einer Nachfrage eines Teammitglieds die oder der Behandelnde sich immer zur Tür wenden und damit komplett aus der Behandlungssituation herausdrehen wird. Eine Alternative wäre etwa, die Behandlungszeile parallel zum Fenster zu positionieren, sodass Zahnarzt oder Zahnärztin und Assistenz die Tür besser im Blick haben und in der Behandlungssituation bleiben“, zeigt die Planerin unterschiedliche Varianten auf.

Bei der Planung eines Behandlungsraums spielen auch die Abstände, etwa zwischen Behandlungseinheit und Möbelzeile, eine Rolle. Hier stehen die erfahrenen Planungsprofis von NWD beratend zur Seite.

Unterschiedliche Anforderungen berücksichtigen

Gerade auch in Mehrbehandlerpraxen spielt das Thema Ergonomie aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen eine zentrale Rolle. „Heute sind etwa zwei Drittel der Absolvent*innen eines Zahnmedizinstudiums weiblich. Und ein Angestelltenverhältnis bietet eine gute Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinen. Je mehr Behandelnde in einer Zahnarztpraxis tätig sind, desto unterschiedlicher sind auch die Anforderungen in Sachen Ergonomie. Gibt es in einer Praxis beispielsweise Links- und Rechtshänder*innen, empfiehlt sich eine Behandlungseinheit, die von allen Behandelnden genutzt werden kann. Sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder*innen eignen sich zum Beispiel die Planmeca Behandlungseinheiten Compact i5 oder Compact i Classic in der Schwingbügelversion mit speziellem Helfer*innenelement“, erklärt die Praxisplanerin aus Münster.

Der finnische Hersteller Planmeca widmet sich seit seiner Gründung dem Thema Ergonomie und hat beispielsweise mit seiner RFID-Card eine clevere Lösung für Praxen mit mehreren Behandelnden gefunden: Ähnlich wie mit einer Hotelzimmerkarte kann man sich in jedes Behandlungsgerät einloggen und findet, egal an welcher Behandlungseinheit, seine individuellen Einstellungen vor.

Eine clevere Lösung für Praxen mit mehreren Behandelnden: die RFID-Card, mit der man, egal an welcher Behandlungseinheit, seine individuellen Einstellungen vorfindet.

Eine clevere Lösung für Praxen mit mehreren Behandelnden: die RFID-Card, mit der man, egal an welcher Behandlungseinheit, seine individuellen Einstellungen vorfindet.

Unterschiedliche Modelle testen

Jahrelange Behandlungstätigkeit in sich wiederholenden und statischen Arbeitshaltungen führt oft zu gesundheitlichen Problemen wie etwa Gelenkschmerzen. „Viele Zahnmediziner*innen haben während ihrer Ausbildung an der Universität an Behandlungseinheiten mit Hängeschläuchen gelernt – hier lohnt sich oft ein Vergleich von Schwebe- und Schwingbügelsystemen. Denn Letztere entlasten die Handgelenke und tragen dank mittig biegenden Armen zu einem kurzen Aktivierungsweg der Instrumente bei – und schonen so die Schultern“, empfiehlt Andrea Elsner einen Blick über den Tellerrand hinaus.

„Auch Rückenleiden nehmen bei Zahnärzt*innen im Laufe der Jahre extrem zu. Wir empfehlen deshalb, zwischen sitzender und stehender Tätigkeit zu wechseln. Hier bietet sich beispielsweise ein höhenverstellbarer Schreibtisch an, um Bürotätigkeiten im Stehen zu erledigen – und das auch für das Team. Der Alltag einer Praxismanagerin etwa besteht zum großen Teil aus Bürotätigkeit.“

Ist der Arbeitsplatz nicht optimal auf die Nutzer*innen ausgerichtet, steigt das Risiko für gesundheitliche Beschwerden. In der Zahnmedizin ist der Arbeitsalltag oftmals geprägt von starren Körperhaltungen, einem eingeschränkten Bewegungsraum an der Behandlungseinheit und einer je nach dem, wie die Patient*innen gelagert sind, teilweise schlecht erreichbaren Mundöffnung. Das wiederum kann Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen auslösen. Umso wichtiger ist es, den Arbeitsplatz so ergonomisch wie möglich zu gestalten – und das bereits bei der Planung einer Zahnarztpraxis.

Weitere Infos

NWD 
Tel.: +49 (0) 251 / 7775 - 550
investitionsgueter@nwd.de
www.nwd.de/planung

Bilder: NWD
Text: NWD

Erstveröffentlichung in der DZW am 28.04.2021